Reisebericht der Familie Punar

Auf die Frage, die uns oft in diesem Zusammenhang gestellt wurde: „Muss man wirklich ins Ausland gehen, um (Hoch)-Arabisch zu erlernen?“, ist die Antwort für uns: Ein ganz klares JA!

Warum? Denn nur so ist es aus unserer Erfahrung am Effizientesten. Nicht nur Sprache wird gelernt, auch entdeckt man bei solch einem Vorhaben ebenso Land und Kultur.

Arabisch ist die Sprache des Korans. Wir verstehen oft nur wenig, wenn wir aus dem Koran rezitieren und wissen oft nur ungefähr was wir im Gebet sprechen. Die ungefähren Übersetzungen sind eine hilfreiche Stütze, bringen aber für uns niemals Aha-Effekte hervor. Mit dem direkten Verständnis des Korans spricht er einen unmittelbar an, als ob eine Tür sich nur für dich öffnet und man eine Süße spürt, von der man nicht mehr genug bekommen kann.

Die Einführung in die Grammatik, die Herangehensweise mit Hilfs- und Arbeitsmittel an den Koran, die richtige Aussprache der arabischen Buchstaben erweckten in mir und meinem Mann eine große Faszination für diese Sprache. Einfach den Koran im Original verstehen zu wollen, ist mittlerweile für uns nicht mehr wegzudenken.

Diese Reise war für uns kein Traum zuvor, den wir schon immer verwirklichen wollten. Ein für uns sehr nahestehender Mensch, war das Mittel zum guten Zweck. Er machte uns eine Tür dafür sichtbar. Möge Allah es ihm aufs Beste vergelten. Wer sich weiterentwickeln will, der muss immer wieder neue Türen öffnen. Aber leichter gesagt als getan. Zu Beginn war dieser Vorschlag ein absolutes No-Go für mich persönlich. Ich hatte Angst vor Veränderungen, wenig Mut, Sorgen um finanzielle Schwierigkeiten, um das Wohlbefinden meiner Kinder, ein geschwächtes Selbstvertrauen, Ängste um die eigene Gesundheit – auch aus der Komfortzone rauszumüssen. Ich schwankte hin und her. Da mein Mann alles viel gelassener sah und mir gut zusprach, kam die Erkenntnis auch bei mir, wie wichtig es ist diesen Weg zugehen, den Allah uns überhaupt ermöglicht. Wir hielten uns an einen Gedanken ganz besonders fest: Die Botschaft, dass Allah unsere Angelegenheiten und unsere Last abnehmen wird, wenn wir das nur für Ihn beabsichtigen und wir dieses Ziel angehen nur um Seinetwillen – „gewiß, mit der Erschwernis ist Erleichterung.“ (Sure 94, Vers 6). Genau das haben wir abermals am Leibe spüren dürfen – alhamdulillah. Ich hoffe, dass diese Erfahrungen ein Leben lang bei uns verinnerlicht sind und haften bleiben.

Und dann konnte es endlich losgehen!

Auch wenn nicht immer alle nachvollziehen konnten, was wir da eigentlich machen wollen oder sie dies nie selbst unternehmen würden, waren sie immer eine Unterstützung und teilten ihre Freude mit uns. Besonders dankbar sind wir unserer wunderbaren Gemeinschaft, unseren Familien und Freunden. Sie waren uns stets an unserer Seite. Das Leben in Amman (Jordanien) war sehr „intensiv“. Unsere gewohnten Strukturen und das Vertraute von Zuhause waren nicht zu vergleichen, aber es war anders schön. Wir bauten uns schnell ein neues Leben auf und fühlten uns vom ersten Tag an pudelwohl. Minimalistisch zu leben fühlte sich befreiend an, gelassener den Alltag zu bewältigen ebenfalls. Sich immer wieder in Geduld zu üben, Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen, Dankbarkeit, Wertschätzung nahmen wir in der neuen Umgebung bewusster wahr. Unsere Kinder, Eslem und Musab waren da wahre Lehrmeister für uns. Manches lebten sie uns einfach vor, weil sie so anpassungsfähig und kontaktfreudig waren und sind. Erstaunlich schnell und leicht lernten sie die Sprache. Nach den ersten Spracherfolgen waren sie auch in der Lage unvergessliche Freundschaften zu schließen. Diese Erfahrungen, die wir im Viererteam machen durften, prägte uns positiv und schweißte uns zusammen.

Wir kehrten nicht mit außergewöhnlichen und großartigen Errungenschaften zurück. Die bescheidene Errungenschaft dieser Reise ist, dass sie der Anfang von vielen neuen positiven Dingen in unserem Leben geworden ist. Wir schätzen nun auch die Dinge mehr, die wir bereits erreicht haben und legen einen anderen Fokus darauf.

So Allah will, wird dieses Denken die Grundlage für höher gesetzte Ziele in unserem Leben sein. Selbstverständlich gab es auch Momente, die nicht angenehm waren, aber nie „Nase-Voll- Momente“. Da es nirgendwo perfekt ist, fühlten wir uns genauso viel oder mehr genervt von manchen Dingen wie an anderen Orten. Dass die tollen Aspekte aber den negativen Eindrücken weit überwogen, kann man sich vorstellen. Auf jeden Fall sind wir „vollgepackt“ mit wertvollen Erinnerungen und unvergesslichen Eindrücken zurück.

Rückkehr
Die Rückkehr unserer Reise liegt mittlerweile mehrere Wochen zurück und ich kann es selbst kaum fassen ,wie schnell die Zeit vergeht und gleichzeitig ist so unfassbar viel passiert. Es war die beste Investition, die wir bisher als Familie machen durften. Mit neuer Energie und großer Freude, freuen wir uns wieder auf etwas mehr Verbindlichkeit und auf die aktive Gemeindearbeit. Wir freuen uns auf unsere gewohnte Umgebung, unsere Gemeinschaft, Familie und Freunde wieder und dass wir sie in greifbarer Nähe haben und wir wohlbehalten wieder zu unseren Liebsten kehren durften. Alhamdulillah.

von Merve Punar